Last Mile

Uber-inspirierte Plattformkonzepte in der Logisitk

Mai 2017


Key Insights
  • Analog zu Uber und Airbnb lassen sich auch im Logistiksektor neue, innovative Geschäftsmodelle beobachten, mit dem Potenzial, traditionelle Geschäftsmodelle aus den Angeln zu heben und damit etablierte Anbieter obsolet zu machen.
  • Das klassische Frachtenbörsen-Konzept wird von einer Reihe von Start-ups herausgefordert, die unter anderem eine einfachere Abwicklung und einen kostengünstigeren Service versprechen.
  • Für neue Plattformen sind drei Erfolgsfaktoren entscheidend: (1) das Preismodell, (2) die Zuverlässigkeit und (3) die Funktionalität/ das Alleinstellungsmerkmal.
  • Für den Handel bieten dabei insbesondere Crowd-Sourced-basierte Konzepte für die ‘Letzte Meile‘ das Potenzial, einen schnellen Versand zu moderaten Kosten zu realisieren und dadurch die Kundenbeziehung und Customer Experience zu verbessern.

Neue Technologien, innovative Geschäftsmodelle und Anbieter oder Start-ups wie Uber setzen etablierte Unternehmen in den unterschiedlichsten Branchen zunehmend unter Druck. So auch in der Logistikbranche, in der alle Arten von Transportbeziehungen (B2B, B2C und C2C) vom Wandel betroffen sind. Doch kann man hier schon über eine ‘Uberization‘ sprechen? Klar ist: Es gibt auch in der Logistik mittlerweile eine Reihe von Anwendungen, die auf diesem Konzept aufbauen. Zum einen umfasst das den Plattform-Gedanken, bei dem ein Anbieter keine eigenen Ressourcen benötigt, sondern lediglich seine Plattform steuern muss. Zum anderen spielt der Crowd-Sourcing Ansatz eine entscheidende Rolle: Die Ressourcen für die Durchführung der jeweiligen Aufgaben werden dezentral von den Plattformteilnehmern zur Verfügung gestellt. Dies wirkt sich folglich auf eine Vielzahl von Akteuren im Logistikumfeld aus und macht einige bereits obsolet. Die Branche ist dadurch zwar noch nicht revolutioniert worden, aber der Druck auf die etablierten Akteure steigt. Etablierten Logistikdienstleistern droht dabei zunehmende Konkurrenz von zwei Fronten – neue Logistik Start-ups mit innovativen Konzepten und große Händler, die selbst die Logistik übernehmen. Die heutigen Technologien erleichtern neuen Anbietern den Markteintritt deutlich. Darauf müssen Logistikdienstleister reagieren. Kostenreduktion, schnellere Lieferungen, automatisierte Prozesse – die Potenziale innovativer zukunftsfähiger Konzepte sind groß. Jedoch wird es eine Weile dauern, bis die notwendigen Lösungen und Strukturen entwickelt und umgesetzt worden sind.

Start-ups – Konkurrenz für Frachtenbörsen

Als direkte Konkurrenz zu Frachtenbörsen positionieren sich vor allem in den USA einige Start-ups, die ihre Dienste als günstige und einfach zu handhabende Alternative anbieten. Die jungen Unternehmen versprechen eine unkomplizierte Abwicklung, automatische Auftragszuordnung (Matching) und Preisbestimmung sowie Echtzeitverfolgung. In Europa werden seitens der Lkw-Hersteller mit Plattformen wie RIO von MAN ähnliche Ansätze verfolgt, um unter anderem eine bessere Laderaumausnutzung zu erzielen. Beginnend mit einer einsatzfähigen mobilen Applikation bis hin zu einem marktbeeinflussenden Wettbewerber ist es jedoch ein weiter Weg, wie die Analyse zeigt. In den USA werden beispielsweise bis zu 80 Prozent der Transporte auf Basis fester Verträge vergeben und sind demnach für die genannten Plattformen zunächst nicht verfügbar.

Crowd-Sourcing für die ‘letzte Meile’ zum Kunden

Entscheidendes Kriterium bei der Auswahl eines Anbieters ist neben dem Preis und der Abwicklung auch die Lieferzeit und der Lieferservice. Kunden erwarten zunehmend eine noch schnellere Lieferung. Knapp ein Drittel der Verbraucher (29 Prozent) erwartet eine Lieferung bereits am nächsten Tag. Im Jahr 2009 waren das nur 14 Prozent. Daher ist es für den Handel immer wichtiger, die richtigen Partner für die Umsetzung von sogenannten Same-Day Belieferungen zu identifizieren, um eine entsprechende Servicequalität aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Je nach Ausgestaltung gibt es eine große Anzahl potenzieller Zusteller, um die Lieferfähigkeit sicherzustellen. Die untersuchten Anwendungen zeigen, dass sich das Konzept der taggleichen Belieferungen erfolgreich umsetzen lässt – sowohl als reiner Crowd-Sourced-Ansatz mit einem Fokus auf Privatpersonen mit Interesse an einem Nebenerwerb (wie beispielsweise Studenten oder Rentner) als auch in Kooperation mit professionellen Kurierdiensten.

Mitfahrgelegenheiten für Pakete

Doch nicht nur im Business-Bereich gibt es neue Konzepte. Analog zu Mitfahrgelegenheiten für Personen können auch Pakete oder Gegenstände transportiert werden. Über spezielle Plattformen kann ungenutzter Platz im Auto gebucht werden, der so gleichzeitig die Fahrtkosten reduziert. Obwohl hier ein einfaches und innovatives Konzept für den Warenversand vorliegt, ist aus Sicherheitsgründen jedoch nicht davon auszugehen, dass diese Form des privaten Warenversands zu einer ernsthaften Gefahr für die Paketdienstleister wird.

Erfolgreiche Ansätze – aber noch kein durchschlagender Erfolg

Die vorgestellten neuartigen Modelle verdeutlichen die Bandbreite mit der verschiedene Plattformansätze die Logistik in vielfältiger Weise verändern. Die Lösungslandschaft ist jedoch insgesamt noch sehr heterogen, sowohl in Bezug auf den Reifegrad der Plattformen als auch im Hinblick auf die geographische Verbreitung.

Ein globaler Player, wie zum Beispiel Uber, konnte sich bisher aufgrund der komplexen Anforderungen der jeweiligen Logistikszenarien noch nicht behaupten. Die zunehmende Zahl von erfolgreichen Start-up-Konzepten zeigt jedoch, dass es sich lohnt, sich detailliert mit diesen Ansätzen auseinanderzusetzen, um als etablierter Akteur das eigene Leistungsportfolio entsprechend anzupassen und Marktpotenziale abseits des etablierten Geschäftsmodells frühzeitig zu erkennen und zu erschließen.

 

RP#11_Uber-inspirierte Plattformkonzepte

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Schlagworte:

Crowd-Sourced, Crowd-Sourcing, Customer Experience, Frachtenbörse, Innovative Geschäftsmodelle, Last Mile, Letzte Meile, Logistics, Plattformkonzept, Report, Start-ups, Supply Chain Management, Uber

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